Möbel sind ein schwieriges Thema. Sie müssen einerseits praktisch nutzbar sein und sollen möglichst unauffällig im Alltag ihren Dienst tun. Andererseits sind sie Designobjekte, die der Gestaltung von Wohnraum dienen – und der ist knapp und teuer. Wie können diese Ansprüche zusammenkommen? Multifunktionale Möbel sind Einzelstücke oder Ensembles, die nicht auf eine einzige Funktion festgelegt sind und dementsprechend viel können.
Wie von einem anderen Stern
Sie sehen schon cool aus, die seltsamen Elemente, die sich zum Tisch, zum Stuhl, zur Besprechungsecke oder zu einem Dekorationselement zusammenschieben lassen. In der Regel einfarbig, gestaltet nur über Form und Oberfläche, lassen sich multifunktionale Möbel in bizarre Formen bringen. Die haben mit dem, was wir eigentlich unter Stuhl, Tisch, Bett oder Loungemöbel verstehen, nicht so viel zu tun – erst in der Nutzung offenbart sich ihre Funktionalität.
Woher kommt dieses oft so seltsam anmutende Design, das entfernt an Star Trek erinnert? Möbeldesign fing, grob gefasst, in der Zeit um 1930 an, wirklich wichtig zu werden. Um 1960 herum wurden die Möbelstücke immer stärker verfremdet, so dass nicht immer die Funktion gleich erkennbar war. Und dann kam Star Trek in den 1970er Jahren – in einem kleinen Raumschiff musste ziemlich viel Platz finden, Funktionalität stand im Vordergrund – und da setzt das Design von Multifunktionsmöbeln an.
Video: Multifunktionsmöbel – MDR Einfach genial
Stuhl oder Tisch? Beides!
Was tut man, wenn die Wohnung klein ist, man oft umzieht oder Möbel mobil sein müssen? Seit dem Altertum sind Truhen und Kisten, Einbauschränke und -regale sowie Klapptische und -stühle bekannt. Klapphocker sind aus der römischen Antike belegt, Reste davon wurden bei Grabungen gefunden.
Die Idee ist also nicht neu. Multifunktionale Möbel dagegen können mehr. Mit wenigen Handgriffen lässt sich aus der kleinen Kommode ein Tisch für sechs bis acht Personen machen. Aus dem niedrigen, recht kompakt wirkenden Wohnzimmertisch wird bei Bedarf ein Besprechungstisch mitsamt Sitzelementen. Und aus der dekorativen Ablage an der Wand kann ein Schreibtisch werden, abhängig vom Modell aber auch ein Gästebett. Die Matratze wird, nicht benötigt, als farbiges Element zwischen die Bretter geklappt und verschwindet ganz.
Raummodule anstatt einzelner Möbelstücke
Ein etwas anderes Konzept steckt hinter Raummodulen, die eine ganze Raumeinrichtung in einem bieten. Jugendzimmer, Büros, Wohnzimmer und sogar Küchen lassen sich auf engstem Raum verstauen, wenn klappbare Elemente für Sitzgelegenheiten, Ruhezonen, Arbeitsflächen und Ablageflächen sorgen. Das ist das „Enterprise“-Design: Wer öfter auf dem Campingplatz ist, kennt es vom Wohnwagen. Regalbretter werden flach an die Wand geklappt, der Besteckkasten befindet sich versenkt unter der Tischplatte, die Arbeitsfläche in der Küche entsteht erst, wenn die Schranktüren nach oben geklappt werden. Praktisch an den Raummodulen ist, dass sie nicht auf einen Grundriss festgelegt sind, sondern eben aus verschiedenen Elementen bestehen, die frei miteinander kombiniert werden können.
So kann aus dem einstigen Jugendzimmer mit neuer Bettwäsche und etwas anderer Kleinteilausstattung ein Büro werden, oder vielleicht auch ein Gästezimmer. Aus dem Wohnzimmertisch mit Polsterelementen wird bei Bedarf ein Gästezimmer, und der Tisch mit Besteckkasten ist auch auf der Terrasse nicht schlecht.
Möbel, die überall hin mitkommen
Vom Kinderzimmer ins Jugendzimmer, von dort in die Studentenbude und weiter ins eigene Büro: Raummodule sind durch den zeitlosen, schlichten Ansatz des Designs sehr vielfältig nutzbar und können ihre Besitzer ein Leben lang begleiten. Sofern das gewünscht ist. Vielleicht will ja stattdessen irgendwann Junior Papas altes Jugendbett mit der einschiebbaren Schreibtischplatte unter dem Fußteil, dem praktischen Bücherregal beim Kopf und der tollen Leiter zum Hochklettern haben.
Titelbild: © istock.com – Nikiteev_Konstantin
Klaus Peters
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